Die Krebspest ist wohl die schlimmste Erkrankung bei Krebsen, da sie unheilbar ist und der Krankheitsverlauf nach Auftreten der ersten Symptome zu 100 % tödlich ist. Leider gibt es immer noch Krebshalter, denen die Krebspest nicht bekannt ist, oder die die Gefahr, die von der Krebspest ausgeht unterschätzen. Auch der Zoofachhandel schweigt das Thema gern tot, da es kein Medikament dagegen gibt – oft wissen die Verkäufer auch gar nicht, dass es die Krebspest überhaupt gibt. Eine gefährliche Wissenslücke, denn die Krebspest gefährdet nicht nur die Krebse in unseren Aquarien, sondern auch die Krebse in unseren heimischen Gewässern.
Krebspest – was ist das?
Bei der Krebspest handelt es sich um einen Eipilz, der von amerikanischen Krebsarten (u.a. Procambarus, Cambarus, Cambarellus,…) übertragen wird. Für alle australischen und europäischen Flusskrebsarten wie z. B. Cherax verläuft diese Pilzerkrankung tödlich, während alle amerikanischen Flusskrebsarten wie Procambarus, Cambarus, Cambarellus, etc. zwar ebenfalls infiziert werden, aber normalerweise nicht daran sterben. Wenn sie infiziert werden, kann ihr Immunsystem den Erreger normalerweise in Schach halten, solange nicht andere Erkrankungen, Stress oder starke Wasserbelastungen hinzukommen. Unter diesen ungünstigen Bedingungen kann es sein, dass auch amerikanische Flusskrebse ebenfalls Opfer der Infektion werden. Entscheidend aber ist, dass sie den Erreger übertragen können, ohne jegliche Anzeichen der Symptome zu zeigen.
Bei Infektion eines nordamerikanischen Krebses dringt der Pilz nur in die äußere Hautschicht des Wirts ein. Die körpereigenen Enzyme greifen den Pilz an und verhindern die Ausbreitung im Körper. Der Farbstoff Melanin wird um den Pilz abgelagert und kapselt diesen ein. Mittlererweile konnte nachgewiesen werden, dass auch heimische Krebse bei Eindringen des Pilzes Melanin an der Befallstelle produzieren, dieses jedoch den Parasiten nicht erkennt und somit nicht einkapseln kann. Daher kommt es zu einer raschen Ausbreitung und zum typischen Krankheitsverlauf.
Die Infektion erfolgt über Zoosporen des Fadenpilzes „Aphanomyces astaci“, der zur Gruppe der Eipilze gehört. Diese Sporen können sich mit Hilfe von 2 Geißeln bewegen und nach einem neuen Wirt suchen. Hat eine Spore einen Wirt erreicht, werden die Geißeln abgeworfen und eine Zyste gebildet. Die Spore versucht nun, in den Krebs einzudringen. Falls sie nicht auf einem Flusskrebs gelandet ist, bildet sie erneut Geißeln und setzt die Suche nach einem geeigneten Wirt fort. Dieser Vorgang kann jedoch insgesamt nur zwei bis dreimal wiederholt werden, da die Substanz der Zelle dann aufgebraucht ist. Hat die Spore einen Flusskrebs gefunden, bildet sie eine Zyste, dringt in ihn ein und entwickelt sich zu einem Pilz. Einmal eingedrungen breitet sich der Pilz ungehindert aus.
Übertragungsmöglichkeiten
Im Aquarium können die Sporen durch jede Wasseranhaftung übertragen werden, also sowohl durch Pflanzen, Tiere & Pflegezubehör (Kescher, Pinzetten etc.), als auch durch das Wasser selbst. In der Umwelt kann eine Infektion sowohl über Flusskrebse, als auch über andere Tiere (Wasservögel etc.) oder durch kontaminierte Boote und Fischereizubehör übertragen werden.
Hier ein paar Beispiele der Übertragungsmöglichkeiten:
Im Aquarium durch:
- Einbringen von Tieren und Pflanzen aus infizierten Aquarien
- Einsetzen von Krebsen in infizierte Aquarien (vor Neubesatz mindestens 4 Wochen ohne Tiere laufen lassen)
- Verwendung von Keschern, Pinzetten etc. aus infizierten Aquarien
- Wechselwasser aus infizierten Aquarien
- ...
In der Umwelt durch:
- Aussetzen infizierter Krebse in öffentliche Gewässer
- unabsichtlich durch Teichhaltung, da Krebse oft den Teich verlassen und andere Gewässer aufsuchen
- Wasservögel oder Insekten
- Angler oder Wassersportler und deren Gerätschaften (auch Verwendung von infizierten Krebsen als Fischköder…)
- …
Symptome und Krankheitsverlauf
Ist das befallene Tier nicht immun gegen den Eipilz, beginnen die äußeren Anzeichen einer Infektion frühestens 1 Tag nach der Infektion mit dem Verlust des Fluchtreflexes. Auch braune Verfärbungen am Panzer oder weiße Stellen in der Muskulatur können auftreten. Der Krebs schwankt und ist meist nicht mehr in der Lage, koordiniert zu laufen. Weiteres Anzeichen ist auffälliges Kratzen an Augen, Abdomen und Gliedmaßen. Meist kippt das Tier seitlich um, zeigt Lähmungserscheinungen und bleibt oft längere Zeit lethargisch auf der Seite liegen. Zum Ende bricht der Pilz meist an Augen und Gelenken durch, das Tier verliert die Gliedmaßen und verstirbt.
Verminderung des Infektionsrisikos
Am sichersten ist die Entscheidung, entweder amerikanische oder „nicht-amerikanische“ Krebse zu halten. Selbst in getrennten Räumen und mit völlig unterschiedlichem Zubehör (Kescher, Pinzetten, Schläuche, Mulmabsauger etc.) ist die Haltung beider Arten wirklich sehr schwierig und risikoreich. Alleine die Wasseranhaftung an den Händen könnte zu einer Infektion führen. Bei Besatzwechsel muss mindestens eine Wartezeit von 4 Wochen eingehalten werden.
Aber auch für die Umwelt geht von den amerikanischen Tieren ein Risiko aus. Diese Tiere sollten in keinem Fall im Teich gehalten werden, da sie oft nachts das Gewässer verlassen und neue Gewässer aufsuchen. Auch über Insekten und Wasservögel können die Sporen aus dem Teich in umliegende Gewässer übertragen werden.
Ein besonders strittiges Thema bei der Haltung von amerikanischen Krebsen ist der Wasserwechsel - wohin mit dem Wechselwasser? In Wasserschutzgebieten sollte das Wechselwasser aus Aquarien mit amerikanischen Krebsen auf keinen Fall im Garten oder über den Regenwasserkanal entsorgt werden.
Es ist zwar noch nicht hundertprotzentig erwiesen, ob Kläranlagen den Eipilz vollständig abtöten, aber die Entsorgung über den Regenwasserkanal ist auf jeden Fall gefährlich, da dieses Wasser keinerlei Reinigungsprozeduren unterliegt und ungefiltert ins nächste Oberflächengewässer geleitet wird. Dort können sich die Sporen für einige Tage ausbreiten und in dieser Zeit über Insekten, Wasservögel oder den Menschen weiter auf umliegende Gewässer verbreitet werden.
Eine Entsorgung von Wechselwasser in den regulären Abwasserkanal scheint hingegen die sichere Alternative, wenn auch hier ein gewisses Gefährdungspotenzial vorliegt. Eine gute Alternative wäre, das Wasser mindestens 4 Wochen stehenzulassen und es dann über den Abwasserkanal zu entsorgen. Aber natürlich hat kaum ein Aquarianer diese Möglichkeit. Daher verwende ich das Wechselwasser zum Gießen meiner Zimmerpflanzen im ganzen Haus, da mir das als sicherste Möglichkeit erscheint. Mittlererweile versorge ich mit meinem Wechselwasser auch die Pflanzen im Büro und bei Freunden – nicht die schlechteste Möglichkeit da die Pflanzen so auch ohne Dünger super wachsen.
Mein Fazit
Jeder Krebshalter sollte sich über die Krebspest informieren, um eine weitere Ausbreitung durch Unwissenheit zu verhindern. Bitte sprecht auch Krebshalter in eurem Umfeld an, ob sie über diese Seuche informiert sind.
Einige Informationen in diesem Beitrag habe ich von anderen Publikationen übernommen, da meine Tiere zum Glück noch nie an der Krebspest erkrankt sind. Ich hoffe, dass ich die Informationen korrekt weitergegeben habe und will Euch ein paar weiterführende Links nicht vorenthalten:
www.crustahunter.com - Krebspest
www.crustakrankheiten.de - Krebspest
... aber natürlich gibt es noch viele mehr.