Die Red Fire Garnele ist wohl eine der bekanntesten und durch ihre attraktive Färbung auch eine der beliebtesten Anfängergarnelen. Aus der Familie der Neocaridina davidi (vorher heteropoda) Garnelen wurden auch die Farbvarianten „Sakura“ und „Yellow Fire“ gezüchtet. Auch blaue Varianten wurden mittlererweile daraus gezüchtet. Mittlererweile sind wohl auch schon die ersten tiefblauen Arten relativ erbfest. Ich habe mir vor Kurzem einen Stamm "Blue Dream" Garnelen von "Fisch und Heim" gekauft, über den ich in einem separaten Beitrag berichte.
Garnelenkauf:
Beim Kauf von Red Fire Garnelen sollte man darauf achten, farbige Tiere aus einem gut selektierten Stamm zu bekommen. Selektion bedeutet, dass der Züchter laufend die etwas farbloseren Tiere aussortiert hat. Demnach vermehren sich nur die farbigeren Tiere weiter und man erreicht einen guten Zuchtstamm. Denn auch aus gut gefärbten Weibchen können relativ farblose Babys hervorgehen, wenn der Stamm nicht erbfest ist und farblose Tiere bei der Zucht "mitmischen".
Wenn möglich empfehle ich, die Tiere selbst beim Züchter abzuholen. Hier hat man den Vorteil, dass man sich die Elterntiere ansehen und auch Krankheiten und Parasiten schon vor dem Kauf erkennen kann. Einsteigern in die Aquaristik empfehle ich auf folgende Fakten zu achten:
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Verhalten sich die Tiere der Tageszeit und arttypischen Verhaltensweise entsprechend? (Sind die Tiere aktiv und auf Futtersuche oder sitzen sie träge und starr herum?) |
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Sind in den Aquarien Tiere in verschiedenen Altersstufen zu sehen? (Daran erkennt man ob der Züchter auch wirklich Züchter ist und die Tiere nicht nur selbst zugekauft oder gar importiert hat) |
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Sind tote Tiere zu sehen? Wie reagiert der Verkäufer auf die Mitteilung, dass ein totes Tier im Aquarium ist? Tote Wirbellose sollten sofort aus dem Becken entfernt werden, da einige Krankheiten durch den Verzehr der toten Artgenossen weiter verbreitet werden können. |
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Sind Parasiten an den Tieren oder im Aquarium zu sehen? Beispiele für nervige Parasiten an den Tieren sind Saugwürmer, Kiemenwürmer. Im Aquarium sollte man auf nervige Mitbewohner wie z. B. Hydren (an Scheiben, Wurzeln und Pflanzen) oder auf Planarien im Kies achten. |
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Kann der Züchter eine passende Geschlechterverteilung anbieten? Ich würde beim Kauf von Garnelen darauf achten, dass die Männchen deutlich in der Unterzahl sind. So hat man mehr Chance auf viele Babys und hat den tollen Nebeneffekt, dass gerade bei Neocaridina Arten die Weibchen schöner gefärbt sind. |
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Sind die Aquarien artgerecht gestaltet und entsprechen die Wasserwerte den für diese Tierart geforderten Parametern? (Gerade Verkäufer die nur zukaufen oder importieren verkaufen die Tiere schnell wieder ab und machen sich daher oft nicht die Mühe, die Wasserwerte dementsprechend anzupassen. Dies kann später zu Problemen führen) |
Der Verkäufer sollte Fragen zu Zucht, Haltungsbedingungen und Fütterung beantworten können und auch die verwendeten Futtersorten benennen, damit man weiß was die Tiere bisher angenommen haben.
Natürlich handelt es sich bei der Red Fire Garnele um eine sehr pflegeleichte Garnele, die notfalls auch kleinere Pflegefehler übersteht und auch beim Futter nicht wählerisch ist. Auch sind diese Tiere extrem leicht zu züchten, daher wird man wohl selten an einen Verkäufer geraten der Red Fire importiert. Aber da es sich um eine Einsteigergarnele handelt, habe ich das Thema bewusst in diesen Beitrag aufgenommen, da er vermutlich hauptsächlich von Einsteigern gelesen wird. Und fast jeder der mit Red Fire Garnelen beginnt bekommt früher oder später den "Garnelenvirus" und wird sich auch bald nach anderen Garnelenarten umsehen...
Einsetzen ins Aquarium:
Der Transport der Tiere sollte dunkel und vor Hitze oder Kälte geschützt stattfinden. Am besten eignet sich hierzu natürlich eine Transportbox aus Styropor, aber auch mit einer schön gedämmten Kühltasche (ohne Kühlelemente natürlich) kann man die Tiere gut transportieren. Für den Fall dass die Tasche oder Box zu groß ist, sollte man ein Handtuch oder ähnliches herumwickeln und so verhindern, dass das Gefäß mit den Tieren beim Transport umkippt.
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Beleuchtung reduzieren (Bitte die Tiere während der Eingewöhnungsphase nicht zu starkem Licht aussetzen, das bereitet ihnen zusätzlich Streß). Falls die Tiere direkt beim Züchter abgeholt wurden, konnte man sie dort ja schon auf Plagegeister (Saugwürmer...) überprüfen. Tiere, die man per Versand erhalten hat, würde ich noch im Beutel prüfen, allerdings darauf achten so wenig wie möglich zusätzlichen Streß zu erzeugen. |
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Tiere mit dem Transportwasser in ein Gefäß geben. Das Gefäß sollte mindestens die doppelte Menge des Transportwassers ohne Probleme aufnehmen können. Ich verwende meist einen Eimer (10l). |
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Aquarienwasser tröpfchenweise über längeren Zeitraum zugeben, bis es sich mindestens verdoppelt (besser wäre verdreifacht) hat. Hierzu eignet sich ein Luftschlauch mit Regulierung (Klemme, Ventil...) oder ein Infusionsschlauch aus der Apotheke. Diese haben den Vorteil, dass die Tropfenmenge stufenlos und sehr einfach reguliert werden kann. |
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Nun werden die Tiere ohne das Transportwasser ins Aquarium umgesetzt. Ich mache dies bei stark reduzierter Beleuchtung und lasse den Tieren danach auch ein paar Stunden Zeit, bevor ich sie wieder der vollen Beleuchtung aussetze, Gefüttert wird am Tag des Transports nicht mehr. |
Alternativ kann man auch das Licht im Aquarium ausschalten, den Beutel ins Wasser hängen und über längeren Zeitraum schluckweise Wasser zugeben. Danach die Tiere ohne das Transportwasser umsetzen. Diese Methode verwende ich nur in Ausnahmefällen bei nicht so anfälligen Tieren wie Neocaridina Garnelen.
Generelles:
Red Fire Garnelen gibt es mit und ohne den hell abgesetzten Rückenstrich. Nur Weibchen zeigen diesen hellen Streifen durchgehend entlang des gesamten Körpers. Allerdings wird der Rückenstrich nicht an alle weiblichen Tiere weiter vererbt. Um einen erbfesten Stamm mit Rückenstrich zu erhalten ist einiges an Selektion nötig. Ebenso kann man natürlich auf Tiere ohne Rückenstrich selektieren, wenn man das schöner findet.
Herkunft: | Asien, Japan, Taiwan |
Endgröße Männchen: | 20 mm |
Endgröße Weibchen: | 25 mm |
Temperatur: | 18 - 28 Grad |
Gesamthärte: | < 25 ° sehr anpassungsfähig |
Karbonathärte: | 4 - 15 ° sehr anpassungsfähig |
ph-Wert: | 6 - 7,8 optimal zwischen 6 und 7 |
Fortpflanzungstyp: | spezialisierter Fortpflanzungstyp |
Zucht: | einfach, produktive Garnelenart |
Geschlechtsunterschiede und Geschlechtsmerkmale:
Die Weibchen der Red Fire sind intensiv gefärbt, während die Männchen deutlich blasser sind. Nur die Weibchen können einen breiten, durchgehenden Rückenstrich zeigen. Wie bei allen Neocaridina Arten ist die Körperform der Red Fire Weibchen viel stämmiger und rundlicher als die der Männchen. Ihr Panzerschild am Kopf (Carapax) ist gewölbt und weiter nach unten gezogen, während es·beim Männchen· relativ gerade verläuft. Auch die deutlich·größeren Bauchtaschen unter dem Hinterleib des Weibchens. sind ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal. Bei den artverwandten Sakura Garnelen konnte ich ein· Bild mit direkter Vergleichsmöglichkeit der Geschlechtsunterschiede anfertigen, auf dem ihr diese Merkmale gut vergleichen könnt. Es handelt sich aber noch um junge, noch nicht ausgefärbte Tiere. Das grüne Futterstück in der Mitte ist übrigens mein selbstgemachtes Garnelenfutter, das macht aus ganz normalen Garnelen "Models": links das Weibchen, rechts das Männchen.
Haltung:
Red Fire Garnelen sind sehr anspruchslos und anpassungsfähig. Daher sind diese Garnelen auch für Anfänger problemlos geeignet. Die Garnelen züchten ohne weiteres Zutun des Halters. Als Anfangsbestand empfehle ich mindestens 10 Stück, dann kann man auch sicher sein, auf jeden Fall ausreichend Tiere aus beiden Geschlechtern zu haben.
Mein erstes Red Fire Aquarium war eine 60 cm Aquarien Kombination, die ich mit einem Hamburger Mattenfilter und einem dahinter geschalteten Außenfilter nachgerüstet habe. Das Ansaugrohr des Filters habe ich garnelensicher mit einer EHEIM Filterpatrone (2052) geschützt. Selbstverständlich könnte anstatt eines Außenfilters auch eine einfache kleine Kreiselpumpe verwendet werden, das war mir aber nach anfänglichen Versuchen wegen der vielen kleinen Garnelenbabys zu unsicher.
Garnelen vertragen kein Kupfer, daher sind kupferhaltige Medikamente und Dünger hier tabu. Statt eines Düngers verwende ich Bio-CO2-Anlagen, die für guten Pflanzenwachstum sorgen und außerdem den ph-Wert ganz leicht senken. Sie sind sehr günstig in der Anschaffung und extrem billig im weiteren Betrieb. Auch beim Dünge-Bodengrund bitte unbedingt berücksichtigen, dass dieser üblicherweise Kupfer enthält. Bei einem Wasserwechsel oder bei Beckenumgestaltung kann das ins Wasser gelangen. Ein Bodengrund ohne Kupfer ist "Sera floredepot".
Futter:
Anfangs habe ich hauptsächlich Fertigfutter aus dem Handel sowie hin und wieder Gemüse verfüttert, war aber damit auf Dauer nicht zufrieden. Meiner Meinung nach war das Futter die Ursache für die Häutungsprobleme, die ich mit sensibleren Arten wie Red Bee anfangs hatte. Seitdem stelle ich mein Garnelenfutter selbst her und habe so Einfluss auf Proteingehalt und Qualität des Futters. Ich verwende dafür besonders hochwertiges Spirulina aus dem Bereich der Nahrungsergänzungsprodukte für Menschen sowie weitere hochwertige Zusatzstoffe. Meine Garnelen "fliegen" auf das Futter und auch die Krebse, Welse und Schnecken lieben es. Das hat den Vorteil, dass man die Tiere mit dem Futter super anlocken und beobachten kann.
Neben meinem selbstgemachten Garnelenfutter füttere ich verschiedenste Gemüsesorten (Erbsen, Spinat, Zucchini), getrocknete Brennesseln, Artemia, getrockneten Hokkaido-Kürbis·oder seltener mal auch ausgewählte Fertigfuttersorten von Dennerle, Tropical, SAK, Peters Laden, Söll etc. Natürlich·nehmen die Tiere auch Blätter (bevorzugt Esskastanie, Obstbaumblätter, Eiche, Walnuss, Seemandelbaumblätter)·als Futter an. Es sollte immer genug Mulm und·Laub·im Becken sein, damit Babys und Jungtiere Futter und Verstecke finden. Im hinteren und somit nicht sichtbaren Aquarienbereich gebe ich 1x wöchentlich 1 Teelöffel meiner Spezialmischung aus Heilerde, Spirulinapulver, Montmorillonit, Astaxanthin etc. zu. Falsche Fütterung oder Überfütterung macht sich oft mit Häutungsproblemen bemerkbar und führt meist zum Tod der Tiere. In Aquarien mit geringem Garnelenbestand reicht es völlig aus, alle 2-3 Tage zu füttern. Aber ich kenne das natürlich: jeder meint es· gut mit den Tieren und füttert gerne. Falls tägliche Fütterung gewünscht wird, bitte unbedingt auf geringe Futtermengen und hochwertiges, proteinarmes Futter achten. Das heißt also: viel Gemüse, wenig Fertigfutter und hochwertiges, am Besten selbst angefertigtes Futter bei dem man· beeinflussen kann, wie hoch der tierische Bestandteil ist.
Die Tiere brauchen wirklich nicht viel, das schätzt man besonders am Anfang immer falsch ein. Bei vielen Garnelenarten kann man den Darm entlang des Körpers aber sehr gut sehen und wird schnell merken, dass dieser auch bei sparsamer Fütterung immer voll ist. Anfängern würde ich auf jeden Fall empfehlen, Schnecken als Futterverwerter für die zuviel gefütterten Reste einzusetzen und sichtbare Futterreste auf jeden Fall nach ein paar Stunden zu entfernen.
Die Genügsamkeit der Tiere ist besonders im Urlaub optimal. Auch 2 Wochen Urlaub sind mit einer schönen Portion Laub problemlos zu überbrücken. Hierzu wird Herbstlaub trocken gesammelt und vor dem Einbringen ins Aquarium mit kochendem Wasser übergossen. Ein paar Minuten ziehen lassen und danach kurz mit sauberem, kaltem Wasser abspülen, dann kann das Laub ins Aquarium gegeben werden. Durch das Überbrühen sinkt es sofort ab und dient als Futter und Versteckmöglichkeit für die Tiere.
Unterschiede zur Fischhaltung:
Neben der Unverträglichkeit von kupferhaltigen Wasserzusätzen (Medikamenten, Düngern) liegt der wohl bedeutendste Unterschied zwischen der Haltung von Garnelen und der Haltung von Fischen in der Aquarienreinigung. Bei Fischhaltung achtet man immer darauf, den Bodengrund frei von Mulm zu halten und saugt den Mulm daher regelmäßig beim Wasserwechsel mit Mulmglocken ab. In Garnelenaquarien muss man diesen Mulm unbedingt im Becken belassen, da dieser als Nahrungsgrundlage dient. Das ist wohl einer der häufigsten Anfängerfehler in der Haltung von Garnelen. Falls der Mulm optisch stört, kann man ihn ja mit leichter Wasserströmung in den hinteren Bereich des Aquariums bewegen.
Zucht:
Die Garnelenweibchen bilden den Laich im Nackenbereich. Auf diesem Bild kann man den gelben Eifleck gut erkennen:
Nach ca. 4 Wochen sind die Eier herangereift. Nun häutet sich das Weibchen (vermehrt nach einem Wasserwechsel) und gibt Pheromone (Sexuallockstoffe) ans Wasser ab. Die Männchen "fliegen" auf diesen Stoff und schwimmen auf der Suche nach dem Weibchen wie wild kreuz und quer durchs Becken. Man bezeichnet das auch als Paarungsschwimmen. Spürt ein Männchen das paarungsbereite Weibchen auf, hält es sich im Nackenbereich des Weibchens fest und wartet den geeigneten Moment für die Begattung ab. Dann heftet er mit seinen Endopoden (Begattungsorgane am ersten Schwimmbeinpaar) die Samenpakete in der Nähe der Geschlechtsöffnung des Weibchens an. Kurz darauf presst das Weibchen die Eier mit krümmenden Bewegungen in die Bauchtaschen ihres Hinterleibes. Dabei lösen sich die geleeartigen Samenpakete auf und es kommt zur Befruchtung der Eier. Die Eier bleiben nun bis zum Schlupf der Jungtiere in den Bauchtaschen. Um Verpilzen zu verhindern, wedelt das Weibchen regelmäßig mit den Schwimmbeinen Frischwasser/Sauerstoff zu. Je nach Muttertier kann die Farbe der Eier stark variieren. Manche Weibchen haben eher braune, andere eher gelbliche oder grünliche Eier. Anfangs sind die Eier noch komplett gefärbt, im weiteren Verlauf der Tragezeit werden sie immer durchsichtiger und ab ca. der 3. Woche kann man die ungeborenen Babys in den Eiern erkennen. Nach dem Schlupf sind die ca. 1,5 mm kleinen Garnelen fast vollständig entwickelte Miniaturausgaben der Elterntiere. Das Weibchen fängt schon während des Eiertragens wieder an neuen Laichansatz zu bilden. Die Babys sind anfangs noch etwas blass, jedoch sonst schon perfekte Miniaturausgaben ihrer Eltern.
Zum Schluss noch ein Bildvergleich zwischen einer superrot gefärbten Red Fire und einer Sakura. Leider kein sehr gelungenes Bild, aber man sieht doch, dass es einen starken Unterschied in der Deckung der Färbung gibt: