Update: Aufgrund der Listung des Procambarus clarkii auf der Liste der invasiven, gebietsfremden Arten ist die Haltung des Altbestandes nur noch bis zu deren Lebensende erlaubt. Weitere Nachzucht und Weitergabe ist verboten.
Daher habe ich vor in Kraft treten des Verbots viele Tiere abgegeben und die Tiere der hier vorgestellten Truppe alle einzeln gesetzt - heute (28.11.2017) ist nun der letzte P. clarkii aus meinem Bestand einen natürlichen Tod gestorben. Der folgende Beitrag stammt von 2013, ich möchte ihn aber als Zuchtbericht so stehen lassen, da ich die Tiere einfach wunderschön fand. Jeder Wurf eine Wundertüte...
Der Procambarus clarkii var. ghost ist relativ pflegeleicht und kann daher auch von Anfängern mit guten Grundkenntnissen gehalten und gezüchtet werden. Besonders reizvoll ist die variable Zeichnung dieser amerikanischen Flusskrebsart, die jedes Tier zu einem absoluten Einzelstück macht. Ich habe derzeit eine Gruppe von 6 adulten Tieren (3 Männchen / 3 Weibchen) und keine Färbung gleicht der anderen.
Und so sehen meine 3 Männchen aus:
Die Jungtiere des Procambarus clarkii ghost sind nahezu farblos, erst mit Erreichen der Geschlechtsreife fangen die Tiere an, ihre einzigartige Färbung auszubilden. Bilder dazu findet ihr im Kapitel "Zucht".
Generelles:
Geisterkrebse sind auch am Tag sehr aktiv und leben nicht so versteckt wie viele andere Krebsarten. Sie sind nicht schreckhaft und haben außer regelmäßigem Wasserwechsel und dem Verzicht auf Chemie (kupferhaltige Medikamente, Algenkiller…) keine besonderen Ansprüche an die Wasserparameter.
Da amerikanische Krebse latente Überträger der Krebspest sind, dürfen sie auf keinen Fall mit australischen oder europäischen Arten vergesellschaftet oder im Gartenteich gehalten werden. Mehr zur Krebspest findet ihr in Kürze hier…
Größe des Aquariums und Beckeneinrichtung:
Die Mindestgröße für die dauerhafte Haltung eines Pärchens liegt bei 80 cm Kantenlänge, besser wäre aber ein Becken ab 100 cm Kantenlänge. Die Krebse sind relativ friedlich, trotzdem sollten pro Krebs mehrere Versteckmöglichkeiten angeboten werden denn besonders nach einer Häutung müssen die Krebse über eine sichere Rückzugsmöglichkeit verfügen.
Ich verwende hierzu gern Tonröhren und Tonhöhlen (einseitig geschlossene Tonröhre, besonders gut geeignet für tragende Tiere) sowie Kokosnusshöhlen, die man auch gut mit Wurzeln überbauen und so etwas verstecken kann. Meine ghost graben kaum, dies könnte aber auch damit zusammenhängen dass ich ausreichend Verstecke zur Verfügung stelle und die Tiere sich daher nicht selbst irgendwo eine Höhle bauen müssen.
Man hört sehr oft, dass Procambarus clarkii, alleni oder „Ghost“ alle Pflanzen fressen oder abschneiden. Daher raten die meisten von einer Haltung mit Pflanzen ab, was ich aber weder als optisch reizvoll, noch sinnvoll erachte. Stattdessen muss man den Tieren einfach etwas geschmacklich Interessanteres anbieten und sicherstellen, dass auch jeder Krebs seine Ration abbekommt. Ich füttere daher alle adulten Procambarus Krebse in den bepflanzten Aquarien täglich mit der Pinzette. Das hat gleichzeitig den Effekt, dass ich die Tiere sehe und evtl. Probleme oder tragende Tiiere erkennen kann. Natürlich sind meine Krebsaquarien deutlich spärlicher bepflanzt als die Fischaquarien, und da ich keinen Dünger verwende ist auch der Pflanzenwuchs nicht so stark – trotzdem rundet ein bisschen Grün in meinen Augen ein Aquarium erst richtig ab.
Außerdem bieten Pflanzen auch Rückzugsmöglichkeit für Garnelen oder kleine Fische, die ich meist mit den Krebsen vergesellschafte (mehr dazu im Thema „Vergesellschaftung“). In den Krebsaquarien verwende ich daher gern Pflanzen wie Vallisneria gigantea, Echinodorus in diversen Arten, Mooskugeln, Hornkraut…).
In den Aufzuchtbecken mit vielen kleinen und halbwüchsigen Krebsen füttere ich natürlich nicht mit der Pinzette, hier bringe ich aber eher die nicht mehr so schönen Pflanzen unter, die dann auch gerne gefressen werden dürfen.
Wie in allen meinen Krebsaquarien, habe ich natürlich auch bei den Procambarus clarkii var. "Ghost" immer viel Laub im Aquarium. Es dient zum einen als Nahrung und zum anderen als Versteckmöglichkeit für den Nachwuchs. Tragende Weibchen ziehen oft Laub direkt in die Höhlen und verschließen diese regelrecht mit Laub. Möglicherweise ist das Laub auch einer der Gründe, wieso es bei mir mit den bepflanzten Aquarien so problemlos läuft während bei anderen regelmäßig alle Pflanzen gefressen werden...
WICHTIG: Auf jeden Fall muss darauf geachtet werden, dass das Aquarium lückenlos abgedeckt ist. Krebse sind wahre Ausbruchskünstler und finden oft durch schmale Ritzen oder Aussparungen einen Weg nach draußen. Dort können sie aber nur geringe Zeit überleben und da der Weg zurück ins Aquarium nicht möglich ist findet man sie meist nach Tagen vertrocknet unter irgendeinem Möbelstück…
Vergesellschaftung:
Procambarus clarkii var. ghost sind relativ friedliche Krebse, die man gut mit friedlichen Fischen und Garnelen vergesellschaften kann. Ich züchte in einem Ghost-Aquarium zeitweise Schwielenwelse und Tiger Endler Guppy und habe immer sehr viele Nachzuchten. Allerdings muss man immer damit rechnen, dass die Krebse auch mal schwächere oder kranke Tiere fressen könnten. Mich hat das bisher nicht gestört, da ich denke dass dies mitunter ein Grund dafür ist, dass ich keine Krankheiten in den Aquarien habe.
Futter:
Procambarus sind Allesfresser (omnivor), nehmen aber bevorzugt pflanzliche Kost an. Wie ich bereits im Kapitel "Beckeneinrichtung" erwähnt habe, neigen einige Procambarus Arten dazu, Aquarienpflanzen zu fressen. Ich verhindere dies durch Fütterung aus der Pinzette (um sicherzustellen dass jeder Krebs seine Ration Futter erhalten hat und sich nicht doch noch an den Pflanzen vergreift), viel Laub und durch abwechlungsreiche Fütterung mit hohem und hochwertigem Grünfutteranteil. Deshalb steht mein selbstgemachtes Spirulinafutter, Erbsen (gefroren und kurz in warmes Wasser eingeweicht um sie leicht zerdrücken zu können), überbrühtes Bio Gemüse (Salat, Spinat, Brennessel, Gurke, getrockneter Hokkaido,...) sowie diverse Futtersticks regelmäßig auf dem Speiseplan. Hier ein paar Schnappschüsse einer Lieferung mit meinem selbstgemachten Spiruliafutter....
Geschlechtsunterschiede und Zucht:
Die Geschlechterunterscheidung bei Procambarus Krebsen ist sehr einfach. Das Männchen verfügt über Begattungsgriffel, während man beim Weibchen die Geschlechtsöffnung erkennen kann. Ich lade hier in Kürze ein Bild hoch, auf dem man die Unterschiede sehr deutlich erkennen kann.
Der Procambarus clarkii var. "ghost" gehört zum spezialisierten Fortpflanzungstyp. Das Weibchen trägt die Eier je nach Temperatur 3 – 4 Wochen am Hinterleib. Die fertig entwickelten Jungen lösen sich nach und nach von ihrer Mutter. Sie sind kannibalisch veranlagt, daher müssen viele kleine Röhren und Verstecke ins Aquarium eingebracht werden. Ich verwende hierfür gern Ziegelsteine mit kleinen Öffnungen und viel Laub, da sich die Babys auch gut zwischen den Laubschichten verstecken können.
Bei der Ernährung der Nachzuchten ist es wichtig, einen Mittelweg zu finden, so dass man den Kannibalismus so gering wie möglich hält, aber keine Häutungsschäden riskiert.
Hier ein paar Schnappschüsse meiner Babys vom 19. August - und natürlich der stolzen Mama:
Updates:
- 15.09.2013: Hier ein paar Schnappschüsse der nun gut 1 Monat alten Babys. Sie sind jetzt 2 - 2,5 cm groß. Der hellblaue Krebs ist natürlich kein ghost Baby, sondern ein kleiner Floridakrebs...