Wirbellosenwelt

 

Orconectes luteus meramec green sind sensationell schöne und vor allem sehr seltene Tiere. In Deutschland gibt es nur sehr wenige Halter und noch weniger Züchter dieser wunderschönen Art. Sie werden nur äußerst selten über die wenigen privaten Züchter angeboten und sind kaum im Handel erhältlich. Ich hatte Glück und konnte Ende 2013 ein Trio dieser schönen Tiere bekommen.

Orconectes luteus meramec green - Portrait von Chris Lukhaup


Ende 2013 habe ich von Markus Güsgen ein wunderschönes und aktives Trio (1 Männchen, 2 Weibchen) Orconetes luteus meramec green bekommen. Hier ein paar Schnappschüsse der Jungtiere, natürlich noch nicht ausgefärbt und ohne Profi-Equipment fotografiert:

Junges Männchen des Orconectes luteus meramec green

 

Beckeneinrichtung, Vergesellschaftung und Futter:

Orconectes luteus stammen aus dem Meramec River in Missouri, USA. Der Meramec River ist mit seinen 350 km einer der längsten, nicht regulierten Wasserläufe in Missouri. Er entspringt im Mark Twain National Forest nordwestlich von Bunker und fließt durch sechs Countys des Ozark-Plateaus. 

Da mir keine genaueren Daten über die Wasserwerte vorliegen, werde ich die Krebse ähnlich meiner Cambarus manningi halten, die aus ähnlichen Habitaten in den USA stammen. Von Chris Lukhaup hatte ich die Information, dass er Cambarus manningi in schnell fliessenden, sauerstoffreichen und sauberen Bächen/Flüssen gefunden hatte. Sie leben dort meist unter Steinen und in Steinritzen. Pflanzen, Wurzeln und Laub sind in diesen Gewässern kaum vorhanden. Gern untergraben sie Steine um sich selbst eine Höhle zu bauen. Dementsprechend habe ich die Aquarien mit Tonröhren ausgestattet und achte auf regelmäßige Wasserwechsel, geringe Temperaturen und gute Wasserqualität.

Orconectes luteus sind leidenschaftliche Schneckenjäger. Neben Red Fire Garnelen habe ich daher auch immer Posthornschnecken in den Aquarien Damit ist sichergestellt, dass Futterverwerter für evtl. liegengebliebenes Futter vorhanden sind, aber auch bei selteneren Futterintervallen immer genug Futter für die Krebse zur Verfügung steht. Außerdem haben sie durch das Jagen und Erlegen der Beute auch gleich eine sinnvolle Beschäftigung. 

Als weiteres Futter dient mein selbst hergestelltes Spirulinafutter, Jumbo Mückenlarven, Krebs-Sticks, Laub etc. Natürlich habe ich auch Grünfutter wie Hokkaido Kürbis, Gurke, Erbsen etc. ausprobiert aber schnell festgestellt, dass die Orconectes tierische und proteinreiche Ernährung dem Grünzeug vorziehen. Anfangs hatte ich deswegen Angst vor Häutungsproblemen, die sich aber bis heute nicht eingestellt haben. 

 

Zucht:

Die Zucht von Orconectes luteus ist etwas schwieriger als bei anderen Krebsen. Während sich viele Arten ohne großes Zutun des Halters von ganz alleine vermehren, muss man bei Krebsen der Gattung Orconectes für eine Kältephase sorgen. Meine Kältephase beginnt Ende Oktober und geht bis Ende April. Hierzu kühle ich die Aquarien langsam auf unter 7 °C. Ich versuche, sowohl das Herunterkühlen, die Kältephase selbst und auch den Temperaturanstieg durch Variieren der Temperatur so naturnah wie möglich zu gestalten. Mit dem Aquarienkühler geht das sehr einfach, da ich Temperaturänderungen ohne Zeitaufwand über einen Tastendruck umsetzen kann.

Im Herbst/Winter finden die Paarungen statt und mit etwas Glück tragen die Weibchen im Frühjahr. Im Gegensatz zu anderen Krebsen, die ohne Kältephase gezüchtet werden können, wird die Dauer der Eientwicklung bis zum Schlupf nicht in Tagen oder Wochen gerechnet. Da sich diese Eier bei so geringen Temperaturen entwickeln, rechnet man dies in „Tagesgraden“. Je wärmer, desto kürzer die Tragzeit, da die benötigte Anzahl an Tagesgraden schneller erreicht ist. Wer jetzt aber auf die Idee kommt, tragende Weibchen einfach wieder ins Warme zu setzen, wird damit keinen Erfolg haben. Bei zu starken Temperaturwechseln kommt es zu Schockhäutungen und somit zum Verlust der Eier. 

Die Paarung läuft sehr "unromantisch" ab. Das Männchen dreht das Weibchen auf den Rücken und fixiert es mit seinen Scheren. Das Bild ist leider sehr schlecht, da ich die Tiere nicht lang stören wollte...

Paarung von Orconectes luteus meramec green

Im Winter 2014/2015 konnte ich meine Orconectes luteus zum ersten Mal zur Zucht ansetzen und hatte absolutes Glück. Am 25. Dezember habe ich ein tragendes Weibchen entdeckt. Allerdings befürchtete ich anfangs durch die helle Färbung der Eier, dass diese nicht befruchtet sein könnten. Der Krebsprofi Markus Güsgen konnte aber Entwarnung geben - und er hatte Recht. Innerhalb kürzester Zeit dunkelten die Eier nach.

Hier die Schnappschüsse der Eier, die mir zu hell erschienen:

Schnappschuss des tragenden Weibchens

Die Eier wirken für mich viel zu hell...

 

Ich hatte Angst, dass die Eier nicht befruchtet  sein könnten, da helle oder orangefarbene Eier auf unbefruchtete Eier schließen lassen. Aber zum Glück dunkelten die Eier in den nächsten Tagen und Wochen nach:

Tragendes Weibchen am 31.01.2015

Die Eier sehen nun gut aus :-)

Wie man sieht, können Orconectes luteus wirklich viele Eier tragen :-)


Nun kam die unruhige Phase des Wartens, denn bevor die Eier sich nicht sichtbar weiterentwickeln ist noch nicht alles "in trocknen Tüchern". Markus sagte mir, dass er erst beruhigt ist, wenn die Eier deutlich als 2-farbig zu erkennen sind. Am 04.04.2015 war es dann so weit:

Die Eier sind deutlich erkennbar weiterentwickelt

 

Am 01. Mai 2015 konnte ich dann endlich die ersten Babys finden. Sie waren < 5mm groß - daher sind die Fotos auch etwas unscharf:

Paarung von Orconectes luteus meramec green - unbeleuchtet fotografiert

  

 

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