Wirbellosenwelt

 

Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann.

Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium - manchmal, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. (Ruhig Blut und erst mal nachsehen - sind beim vermeintlich toten Krebs Augen zu sehen? An der Stelle hat eine Exuvie nämlich nur die Löcher. Außerdem ist der alte Panzer an der Häutungsfuge (Übergang zwischen Kopfteil und Hinterleib) aufgebrochen). Oder die Häutung ging etwas schief und dem Krebs fehlen nach der Häutung Gliedmaßen, es hat fehlgebildete Gliedmaßen oder aussenliegende Kiemen, oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Bei fehlenden oder missgebildeten Gliedmaßen oder aussenliegenden Kiemen kann der Halter aber nicht viel machen, außer das Tier vor Mitbewohnern zu schützen (evtl. in ein separates Aquarium umsetzen) und evtl. das Futterkonzept überdenken, da evtl. eine zu proteinreiche Ernährung ein möglicher Grund dafür gewesen sein könnte. Falls das Tier nicht aus der Haut kommt, kann man als letzte Hilfe versuchen, das Tier vorsichtig aus dem Panzer zu ziehen. Leider klappt das aber auch nur in seltenen Fällen. Aber man muss es fast versuchen, denn da sich der Krebs komplett, also auch inkl. der Kiemen häutet, kann er während der Häutung nicht atmen. Wenn er also zu lange im alten Panzer feststeckt, kann er auch aus Sauerstoffmangel sterben. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut oder haben nur leichte Folgen wie fehlende Gliedmaßen.  

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten, alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang.

Exuvie - der abgelegte Panzer nach erfolgreicher Häutung

Wie bereits erwähnt häutet sich der Krebs komplett inkl. Kiemen und kann daher während der Häutung nicht atmen. Daher ist es wichtig, dass die Häutung nicht zu lange dauert. Hatte er vor der Häutung fehlende Gliedmaßen wie z. B. eine fehlende Schere, so ist diese nach der Häutung wieder in kleinerem Format vorhanden und wächst nun schnell wieder nach. Auch Beine können nachgebildet werden und sind nach der Häutung normalerweise alle wieder vollzählig und in gleicher Größe wie die anderen Beine vorhanden. Der neue Panzer ist anfangs sehr weich, daher nennt man die Krebse in dieser Phase Butterkrebse. Auch die Färbung ist noch viel heller und dunkelt dann erst mit der Aushärtung nach.

Die Färbung des Butterkrebses ist noch viel heller und dunkelt mit der Härtung nach

Der Panzer benötigt bis zu 4 Tage um komplett auszuhärten. Erst werden die Mundwerkzeuge und Gliedmaßen gefestigt, damit so schnell wie möglich wieder Nahrung aufgenommen werden kann und der Krebs auch wieder in der Lage ist, sich zu verteidigen. Zum Aushärten nutzt der Krebs die im Körper gespeicherte Ressourcen (Gastrolithen). Lange hielt sich die Meinung, dass die Tiere auch den alten Panzer dazu benötigen und man diesen daher im Aquarium belassen sollte. In der Praxis sind die Krebse aber nach der Häutung meist versteckt um sicher aushärten zu können, während der Panzer von Mitbewohnern wie Garnelen und Schnecken verwertet wird, da er mit leckeren Kleinstlebewesen ist. Falls der Krebs die im Körper gespeicherten Ressourcen, also der Gastrolith durch sehr hartes, kalkhaltiges Aquarienwasser nicht benötigt, würgt der Krebs ihn aus und man kann ihn im Aquarium finden.  

nach oben