Aufbau von Flusskrebsen

Hier ein kleiner, vereinfachter Überblick des Vorderkörpers anhand eines Cambarus scotti...

Aufbau des Vorderkörpers in der Dorsalansicht

 

Hier die Aufteilung in Vorderkörper und Hinterleib:

Körperbau von Flusskrebsen

 

Geschlechtsmerkmale bei einem weiblichen Cambarus scotti (Cambaridae):

Ventralansicht eines weiblichen Cambarus scotti

 

 

 

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Häutung von Flusskrebsen

Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann.

Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium - manchmal, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. (Ruhig Blut und erst mal nachsehen - sind beim vermeintlich toten Krebs Augen zu sehen? An der Stelle hat eine Exuvie nämlich nur die Löcher. Außerdem ist der alte Panzer an der Häutungsfuge (Übergang zwischen Kopfteil und Hinterleib) aufgebrochen). Oder die Häutung ging etwas schief und dem Krebs fehlen nach der Häutung Gliedmaßen, es hat fehlgebildete Gliedmaßen oder aussenliegende Kiemen, oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Bei fehlenden oder missgebildeten Gliedmaßen oder aussenliegenden Kiemen kann der Halter aber nicht viel machen, außer das Tier vor Mitbewohnern zu schützen (evtl. in ein separates Aquarium umsetzen) und evtl. das Futterkonzept überdenken, da evtl. eine zu proteinreiche Ernährung ein möglicher Grund dafür gewesen sein könnte. Falls das Tier nicht aus der Haut kommt, kann man als letzte Hilfe versuchen, das Tier vorsichtig aus dem Panzer zu ziehen. Leider klappt das aber auch nur in seltenen Fällen. Aber man muss es fast versuchen, denn da sich der Krebs komplett, also auch inkl. der Kiemen häutet, kann er während der Häutung nicht atmen. Wenn er also zu lange im alten Panzer feststeckt, kann er auch aus Sauerstoffmangel sterben. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut oder haben nur leichte Folgen wie fehlende Gliedmaßen.  

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten, alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang.

Exuvie - der abgelegte Panzer nach erfolgreicher Häutung

Wie bereits erwähnt häutet sich der Krebs komplett inkl. Kiemen und kann daher während der Häutung nicht atmen. Daher ist es wichtig, dass die Häutung nicht zu lange dauert. Hatte er vor der Häutung fehlende Gliedmaßen wie z. B. eine fehlende Schere, so ist diese nach der Häutung wieder in kleinerem Format vorhanden und wächst nun schnell wieder nach. Auch Beine können nachgebildet werden und sind nach der Häutung normalerweise alle wieder vollzählig und in gleicher Größe wie die anderen Beine vorhanden. Der neue Panzer ist anfangs sehr weich, daher nennt man die Krebse in dieser Phase Butterkrebse. Auch die Färbung ist noch viel heller und dunkelt dann erst mit der Aushärtung nach.

Die Färbung des Butterkrebses ist noch viel heller und dunkelt mit der Härtung nach

Der Panzer benötigt bis zu 4 Tage um komplett auszuhärten. Erst werden die Mundwerkzeuge und Gliedmaßen gefestigt, damit so schnell wie möglich wieder Nahrung aufgenommen werden kann und der Krebs auch wieder in der Lage ist, sich zu verteidigen. Zum Aushärten nutzt der Krebs die im Körper gespeicherte Ressourcen (Gastrolithen). Lange hielt sich die Meinung, dass die Tiere auch den alten Panzer dazu benötigen und man diesen daher im Aquarium belassen sollte. In der Praxis sind die Krebse aber nach der Häutung meist versteckt um sicher aushärten zu können, während der Panzer von Mitbewohnern wie Garnelen und Schnecken verwertet wird, da er mit leckeren Kleinstlebewesen ist. Falls der Krebs die im Körper gespeicherten Ressourcen, also der Gastrolith durch sehr hartes, kalkhaltiges Aquarienwasser nicht benötigt, würgt der Krebs ihn aus und man kann ihn im Aquarium finden.  

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Alabama Zwergkrebs - Cambarellus sp. alabama

Cambarellus sp. alabama sind kleinbleibende und sehr friedliche Zwergkrebse. Eine Vergesellschaftung mit Garnelen und friedlichen kleineren Fischen ist problemlos möglich. Gegenüber Artgenossen sind sie friedlicher als CPO`s. Trotzdem sollten aber bei geschlechtsreifen Tieren ausreichend Verstecke, Laub und Mulm im Becken sein, um Jungtieren Schutz zu bieten.

Alabama Zwergkrebs

Eiertragendes Weibchen mit eher brauner Grundfärbung

Generelles:
Leider ist der Cambarellus sp. alabama derzeit noch nicht wissenschaftlich bestimmt. Man nimmt an, dass es sich um eine Farbvariante des bekannten Zwergkrebes Cambarellus shufeldtii handeln könnte. Ich hatte das Glück, Anfang November 2010 sehr aktive und gut gefärbte Jungtiere zu bekommen, bei denen die gefleckte Färbung sehr schön ausgeprägt ist. Es waren 2 Männchen und 4 Weibchen. Besonders schön fand ich, dass manche Tiere der Zuchtgruppe eine ausgeprägte bläuliche Grundfärbung zeigen. Auch einige Nachzuchten zeigen diese Blaufärbung. Ich ging bisher immer davon aus, dass der Blaustich brauner Krebse durch einen niedrigen ph-Wert zustandekommt, aber das erklärt nicht, warum es nur einzelne Tiere zeigen. Nun bin ich mal gespannt, ob man diese Färbung durch Selektion weiter festigen und Selektion vertiefen kann.

Ich halte meine Tiere bei etwa 600-700 µs und einer Temperatur zwischen 18 - 24 Grad. Der ph-Wert liegt bei etwa 7. Obwohl ich die Tiere erst knapp 2 Monate habe, hatte ich schon 2x Nachwuchs  und derzeit sind noch 2 Weibchen tragend. (Stand 30. Dezmber 2010)

Beckeneinrichtung und Vergesellschaftung:
Ich habe meine alabama`s mit Yellow Fire Garnelen vergesellschaftet, da das auch bei den CPO`s immer super geklappt hat. Wie in allen meinen Garnelenaquarien habe ich als Bodengrund schwarzen Kies verwendet. Im mittleren Aquarienbereich habe ich viele Röhren in verschiedensten Größen unter und hinter die Wurzeln eingebaut. Manche davon habe ich einseitig mit Filterschaum geschlossen, damit eiertragende Weibchen Rückzugsmöglichkeiten finden. Die Röhren sollten einen Innendurchmesser von 10 - 15 mm haben und mindestens 5 cm lang sein.

Im hinteren Aquarienbereich habe ich Stücke von Japanmatten und Siporax Filterröhrchen eingebracht. Weiterer Bestandteil in meinen Aquarien sind „Mineral Stones“ von Shirakura, Mooskugeln, Seemandelbaumrinde, Laub (Obstbäume, Buche, Eiche. Walnuss, Esskastanie, Seemandelbaum,...) und Erlenzäpfchen.

Das lieben meine Zwergkrebse:
Meine alabama nehmen jegliches Futter gerne an. Gemüse wie Erbsen, Spinat oder Hokkaido Kürbis gebe ich regelmäßig. Dazu gibts als Leckerei lebende Artemia, Mückenlarven, Spirulina-Tabs und mein selbstgemachtes Garnelenfutter, seltener auch Fertigfutter wie Novo Prawns etc. Für Jungtiere und Babys habe ich immer genügend Mulm und Laub im Becken. Beim Verfüttern von Gemüse muss dringend darauf geachtet werden, dass nur so wenig gefüttert wird, dass keine Reste übrig bleiben. Durch die Zuckerstoffe von gammelnden Resten könnte sonst eine Sauerstoffzehrung entstehen und das Wasser über Nacht kippen.

Geschlechtsunterschiede und Zucht:
Wie bei den CPO kann man die Geschlechtsunterschiede bei den alabama leicht erkennen, wenn die Tiere gleichaltrig sind. Die Weibchen sind größer und "bulliger" als die Männchen. Ab einer Größe von etwa 1,5 cm kann man beim genauen Hinsehen die Begattungsgriffel der Männchen erkennen.

Die Paarung läuft wie bei den orangen Zwergkrebsen ab.  Das Männchen dreht das Weibchen auf den Rücken und bringt ein Sperma-Paket mit seinen Begattungsgriffeln Nahe der weiblichen Geschlechtsöffnung an. Nach einigen Tagen gibt das Weibchen seine Eier ab, die nach Auflösung des Spermapaketes befruchtet werden. Das Weibchen trägt die Eier (ca. 20 - 60) an den Pleopoden (Schwimmfüßen) und versorgt diese durch ständige Bewegung mit Sauerstoff. Abgestorbene oder nicht befruchtete Eier werden vom Weibchen entfernt und gefressen.

Nach 3 - 5 Wochen schlüpfen winzige Babys aus den Eiern, die sich noch bis zu einer Größe von 3 mm an der Mutter festhalten.

 

Eiertragendes Weibchen

Baby mit bläulicher Grundfärbung

Baby mit bläulicher Grundfärbung

Baby mit eher bräunlicher Grundfärbung

Baby mit brauner Grundfärbung

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Ausgebrochene Krebse retten

Krebse sind wahre Ausbruchskünstler. In der Natur verlassen sie oft des Gewässer - hier haben sie aber den Vorteil, dass sie meist problemlos entweder ins alte oder in ein neues Gewässer zurückkommen. Im Aquarium gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Und so verenden viele Ausbrecher hinter Schränken irgendwo im Zimmer, lange bevor man sie wieder entdeckt. Daher müssen die Aquarien absolut ausbruchsicher abgedichtet oder zugeklebt werden.

Was tun, wenn man einen Ausbrecher noch lebend, evtl. auch bewusstlos wiederfindet? Auf keinen Fall sofort wieder ins Aquarium geben. Man weiß ja nicht, wie feucht die Kiemen des Ausbrechers noch sind. Und auch auf keinen Fall sofort aufgeben, nur weil er sich nicht mehr bewegt - einen Rettungsversuch sollte man in jedem Fall versuchen!

Für den Rettungsversuch verwende ich eine hohe Wanne (um erneuten Ausbruch zu verhindern), die ich mit einer zweckendfremdeten Fossil-Rückwand ausgestattet habe. Die Rückwand bietet einen rutschsicheren Untergrund mit verschiedensten Höhen und Tiefen. Außerdem stelle ich die Wanne leicht schräg, so dass ich dem Krebs von Flachwasser bis zu einem körperbedeckenden Wasserstand alles anbieten kann. 

Ausgebrochene Krebse retten


Hier  setze ich den Krebs an einer Stelle mit ganz geringem Wasserstand ein. Wenn er bewusstlos ist, lege ich ihn auf den Rücken, damit die Luft aus den Kiemen entweichen kann und die Kiemen wieder benetzt werden.

Wenn der Krebs wieder agiler wird, dreht er sich meist selbst um (notfalls vorsichtig nachhelfen) und wandert ganz langsam von alleine nach und nach weiter ins tiefere Wasser.

Der Krebs kann selbständig den für ihn passenden Wasserstand wählen

Wichtig ist, dass das Tier während dieser Prozedur keinem weiteren Stress ausgesetzt wird. Ich habe hier für das Foto ein gesundes Tier verwendet, daher störte auch der Blitz beim Fotografieren nicht. Normalerweise würde ich die Wanne aber möglichst ruhig und halbdunkel stellen, damit sich das Tier ganz in Ruhe akklimatisieren kann.

Wenn das Tier bereits ins tiefere Wasser gewechselt hat, kann man auch vorsichtig noch weiteres Wasser zugeben, falls nötig. Ich lasse den Krebs auf jeden Fall aber meist einige Stunden zum akklimatisieren in der Wanne und setze ihn erst dann wieder ins Aquarium zurück, wenn er wieder agil ist und ein normales Verhalten zeigt.

Während der ganzen Prozedur auf keinen Fall füttern, das Futter würde die geringe Wassermenge schnell zum kippen bringen und der Krebs würde in so einem Moment sowieso nicht fressen

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Oranger Zwergkrebs - Cambarellus patzcuarensis orange CPO

Der orange Zwergkrebs, auch CPO genannt, ist eine Zuchtform des Cambarellus patzcuarensis (Nominatform). Dieser kommt ausschließlich im Lago de Pátzcuaro, einem Kratersee im Bundesstaat Michoacán in Mexiko vor. CPO sind kleine Raufbolde und sollten daher nur in gut strukturierten Aquarien mit ausweichend Verstecken gehalten werden. Der Jagdtrieb der frechen Krebse kann durch abwechslungsreiche und proteinreiche Ernährung etwas reduziert werden. Die Vergesellschaftung mit größeren Schnecken, Garnelen und kleinbleibenden, friedlichen Fischen ist möglich, allerdings kann man nie ausschließen dass schwache oder kranke Tiere erbeutet werden. Ich persönlich empfinde dies aber als natürliche Selektion wie sie auch in der Natur vorkommt und denke auch, dass dies mit ein Grund dafür ist, dass ich keine Krankheiten in den Aquarien habe. 

Cambarellus patzcuarensis orange

 

Im Ursprungshabitat wurde ein Leitwert von etwa 800 µS gemessen, die Gesamthärte schwankt zwischen 12,5 und 18 dGH. Die Karbonathärte ist unbekannt. Der ph-Wert ist sehr hoch, bei etwa 9, die Krebse kommen aber auch mit deutlich niedrigeren Werten ab 6,8 super zurecht. Die Temperatur des Sees schwankt je nach Saison zwischen 15 und 25 Grad. In meinen Aquarien liegt der Leitwert bei etwa 700 - 900 µs. Durch Erlenzäpfchen und Laub ist mein ph-Wert deutlich niedriger als im Ursprungs-Habitat. Das macht aber nichts, da es sich um nachgezüchtete Tiere handelt, die bei diesen Werten aufgewachsen sind. Außerdem sind die Krebse bei den Wasserwerten sehr anspruchslos, es sollte nur darauf geachtet werden, dass ein regelmäßiger, nicht zu extremer Wasserwechsel durchgeführt wird, bei dem die Temperatur nicht zu stark absinkt (Risiko von Schockhäutungen).

Sie benötigen viele Verstecke und Röhren, da CPO`s untereinander schon kleine rauflustige Rabauken sein können und sich ein Wurf so selbst sehr schnell dezimieren kann. Als Beckeneinrichtung bringe ich daher so viele Tonröhren wie möglich im mittleren Aquarienbereich ein und lege Wurzeln darüber, um sie optisch etwas zu verstecken. Teile von gelochten Ziegelsteinen oder Filterröhrchen wie Siporax lege ich zwischen die Pflanzen im hinteren Bereich. So sind sie nicht sichtbar, bieten aber frisch geschlüpften Tieren und kleineren Jungtieren Schutz.

Da CPO latente Überträger der Krebspest sind, dürfen sie auf keinen Fall mit australischen oder europäischen Arten vergesellschaftet oder gar im Gartenteich gehalten werden (Abwanderung in heimische Gewässer und Verschleppung der Krebspest). Mehr zur Krebspest findet ihr hier…

 

Kauf und Eingewöhnung

CPO sind häufig im Zoofachhandel zu bekommen. Auch auf Kleinanzeigen-Portalen im Internet kann man sie meist direkt von Züchtern in der näheren Umgebung zu günstigen Preisen finden. 

Falls in Eurer Nähe kein Züchter Abgabetiere anbietet, könnt ihr Euch Krebse auch relativ sicher (bei passenden Außentemperaturen und passender Verpackung) per Paket schicken lassen. Beim Erhalt von Tieren per Paket kontrolliere ich den Zustand der Tiere und Behältnisse möglichst vorsichtig (nicht in grellem Licht). Wenn das Transportwasser keine Auffälligkeiten wie starke Verkotung, strengen Geruch etc. aufweist, lasse ich die Tiere im Transportbehältnis möglichst stressfrei Raumtemperatur annehmen. Hierbei sollte grelles Licht und Herumhantieren vermieden werden. Je nachdem wie stark die Temperatur von der Raumtemperatur abweicht (z. B. im Winter), kann das ruhig ein paar Stunden dauern. Wenn sich die Temperatur des Transportwassers an die Temperatur des Aquariums angepasst hat, kann man die Krebse direkt ohne weitere Wasseranpassung ins Aquarium einsetzen. Krebse sind zur Osmoregulation fähig und können die Wasserparameter selbst angleichen. 

In der Eingewöhnungsphase empfehle ich das Licht stark zu dimmen oder auszuschalten. Zum dimmen nutze ich gern Schwimmpflanzen oder Seemandelbaumblätter/Laub, das ich einfach ohne Überbrühen auf die Wasseroberfläche auflege. Auch anderes unbehandeltes und schwimmfähiges Material kann man dafür nutzen. Dann können die Krebse das neue Revier bei schummriger Beleuchtung ganz in Ruhe erkunden. Am ersten Tag füttere ich normalerweise nicht, da die Tiere das Futter meist eh nicht annehmen und sich erst akklimatisieren.

Wichtig ist, dass das Aquarium gleich nach dem Einsetzen wieder lückenlos abgedeckt wird. Gerade in der Eingewöhnungsphase erkunden die Krebse ihr neues Revier recht gründlich. Krebse sind wahre Ausbruchskünstler und finden oft durch schmale Ritzen oder Aussparungen einen Weg nach draußen. In der Natur verlassen sie oft des Gewässer - hier haben sie aber den Vorteil, dass sie meist problemlos entweder ins alte oder in ein neues Gewässer kommen. Im Aquarium gibt es diese Möglichkeit leider nicht. Außerhalb des Aquariums können sie nur eine bestimmte Zeit überleben und da der Weg zurück ins Aquarium nicht möglich ist, findet man sie meist nach Tagen vertrocknet unter irgendeinem Möbelstück. Leider ist das vielen Haltern noch nicht bewusst und so ist der Ausbruch aus dem Aquarium leider immer noch eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen.

Was tun, wenn man einen Ausbrecher noch lebend, evtl. auch bewusstlos wiederfindet? Auf keinen Fall sofort wieder ins Aquarium geben. Man weiß ja nicht, wie feucht die Kiemen des Ausbrechers noch sind. Und auch auf keinen Fall sofort aufgeben nur weil er sich nicht mehr bewegt - einen Rettungsversuch sollte man in jedem Fall versuchen! Wie das geht könnt ihr hier nachlesen...

 

Körperbau

CPO gehören zu den Dekapoden (Zehnfußkrebse). Sie verfügen über 5 Schreitbeinpaare, wovon die ersten 3 (vom Kopf her gerechnet) mit Scheren ausgestattet sind. Die erste Schere ist davon die Größte, die uns als typische Krebsschere bekannt ist. Garnelen haben dagegen nur an den ersten beiden Schreitbeinpaaren Scheren ausgebildet. 

Wie alle Krebse kann auch der CPO verlorene Gliedmaßen wieder nachbilden. Im Kampf oder bei ruppigen Paarungen verlieren die Tiere oft Scheren oder Beine. Diese wachsen dann unter dem Panzer wieder nach und sind manchmal schon direkt bei der nächsten Häutung wieder vorhanden. Anfangs sind die Scheren natürlich kleiner und blasser gefärbt, wachsen aber relativ schnell. Mehr zum Körperbau gibts hier...

 

Häutung

Die Häutung ist leider eine der häufigsten Todesursachen bei Krebsen. Zum einen, weil sie nach der Häutung durch den anfangs extrem weichen Panzer ihren Fressfeinden schutzlos ausgeliefert sind, zum anderen weil es sich hier um einen wahnsinnig komplexen Ablauf handelt, der halt leider auch einfach schief gehen kann. Und auch für den Halter bietet die Häutung einige Schockmomente. Viele erschrecken beim Blick ins Aquarium, weil sie eine Exuvie (abgelegter Panzer) für einen toten Krebs halten. Oder die Häutung ging schief, dem Tier fehlen Gliedmaßen oder sind fehlgebildet, Kiemen liegen plötzlich außen oder wenn es richtig schlimm läuft, kommt das Tier erst gar nicht aus seiner Haut. Aber ich will hier nicht zu schwarz malen, denn zum Glück gehen ja die meisten Häutungen gut.

Man merkt schon vorher, dass der Krebs sich in Kürze häuten wird. Meist sieht man das auch schon an der Häutungsfuge. Der Krebs frisst nun auch nicht mehr und resorbiert bis zu 25 % der Mineralien aus der alten Hülle. Dann pumpt er seinen Körper mit Wasser auf, bis der alte Panzer an der Häutungsfuge aufbricht und zieht sich aus dem aufgeplatzten alten Panzer. Ein Sekret zwischen dem alten Panzer und dem darunter gebildeten, noch weichen Panzer erleichtert diesen Vorgang. Mehr zur Häutung findet ihr hier..

 

Beckeneinrichtung:

CPO Krebse klettern gern, daher sollte man Steine, Wurzeln und Pflanzen verwenden, die es ihnen ermöglichen dieser Vorliebe nachzugehen. Allerdings muss unbedingt darauf geachtet werden, dass das Aquarium komplett abgedeckt und alle Öffnungen sicher verschlossen sind. Zu oft liest man von "ausgebüxten" Krebsen, die nach einer Erkundungstour im Zimmer jämmerlich unter einem Schrank vertrocknet sind und oft erst nach Wochen gefunden wurden. Eine Anleitung wie man ausgebrochene Krebse wieder einsetzt, findet ihr hier.

Ich halte meine CPO`s in verschiedenen Garnelenaquarien (Neocaridina Yellow Fire, Red Fire, Sakura), meist in einer Geschlechterverteilung von 1 Männchen auf 2-3 Weibchen, damit die Männchen die Weibchen nicht zu sehr bedrängen. Als Bodengrund habe ich schwarzen Kies (Basaltkies oder harzummantelter Kies, da dieser im Gegensatz zu normalem Farbkies nichts ans Wasser abgibt) verwendet und viele Röhren in verschiedensten Größen unter, bzw. hinter die Wurzeln eingebaut. Auch in der dichten Bepflanzung habe ich Verstecke aus Siporax Tonröhren und gebrochenen, gelochten Ziegelsteinen integriert. Jedes Aquarium enthält außerdem Naturmaterialien wie Rinde, Wurzeln,  Laub (Buche, Walnuss, Esskastanie, Seemandelbaum, Kirsche,...) und Erlenzäpfchen. 

Damit sich eiertragende Weibchen gut verstecken können, benötigen sie einseitig geschlossene Bambus- oder Tonröhren, die einen Innendurchmesser von ca.15 mm haben und mindestens 5 cm lang sein sollten. Man kann auch offene Röhren verwenden und so verbauen, dass sie durch einen Stein, Schieferplatten oder auch einfach nur mit einem Stück Filterschwamm verschlossen sind.

 

Ernährung:

Orange Zwergkrebse sind omnivor (Allesfresser). Als Futter nehmen sie Laub (Buche, Eiche, Ahorn, Obst-oder Nussbäume...), Gemüse (Erbsen, Salat, Brennessel, Hokkaido, Gurke…), Fisch, Lebendfutter und Fertigfutter für Krebse oder Welse an. Die Ernährung von CPO Babys sollte sehr proteinreich (> 50 %) sein und nach etwa 2 Monaten auf eine etwas pflanzlichere Ernährung umgestellt werden. Besonders gern jagen und fressen meine CPO lebende Artemia, sie nehmen aber auch jedes Frostfutter, Spirulina-Tabs oder mein selbstgemachtes Garnelenfutter super an. Ein erhöhter Jagdtrieb kann meist durch die Ernährung mit etwas proteinreicherem Futter reduziert werden. 

 

Geschlechtsunterschiede und Vermehrung:

Die Geschlechtsunterschiede bei den CPO sind ziemlich klar zu erkennen, wenn es sich um gleichaltrige Tiere handelt. Die Weibchen sind nämlich mit ca. 4 - 4,5 cm größer und "bulliger" als die Männchen (3 - 3,5 cm). Sicher unterscheiden kann man sie aber bei Ansicht von unten. Ab einer Größe von etwa 1,5 cm kann man die V-förmigen Begattungsgriffeln (Gonopoden) beim Männchen mit geübtem Auge und evtl. einer Lupe schon recht gut erkennen.

Bei Weibchen fehlen diese, stattdessen verfügen sie über eine kleine Öffnung (Annulus ventralis), in die das Männchen das Spermapaket gibt. Diese Geschlechtsöffnung dient zum Speichern des Samens bis zur nächsten Häutung. So erklärt es sich auch, dass manche Tiere auch nach Wochen in Einzelhaltung doch noch tragend werden. Leider habe ich aktuell keine Bilder von CPO machen können, aber hier seht ihr Bilder einer anderen Art, die dieselben Geschlechtsmerkmale hat. Der CPO wäre halt nur orange und die Begattungsgriffel und die Annulus ventralis daher oft sogar noch besser erkennbar:

Auf diesem Bild hab ich die Annulus ventralis mit dem roten Pfeil markiert. Die Kreise markieren die weiblichen Gonoporen am 3. Schreitbeinpaar.

Weibchen des Cambarus manningi


Sehr gut erkennbar sind die V-förmigen Begattungsgriffel der Männchen:

Männchen des Cambarus manningi

 

CPO gehören zu der Krebsfamilie der Cambaridae. Generell können sie sich ganzjährig vermehren und brauchen dafür keine Kältephase wie z. B. der Cambarus manningi. Das bedeutet aber nicht, dass die Tiere immer paarungsbereit sind. Man unterscheidet bei Cambaridae die Lebensphasen in "Form I" und "Form II". In "Form I" sind die Tiere paarungsbereit. Bei den Männchen sind die Gonopoden weich und flexibel und das Weibchen zeigt weiße Ausprägungen unter dem Schwanzfächer. Bei der nächsten Häutung sind sie in "Form II". Dieser Lebensabschnitt dient dem Wachstum, hier finden keine erfolgreichen Paarungen statt. In diesem Abschnitt sind die Gonopoden beim Männchen starr und unflexibel und die Weibchen zeigen keine weißen Ausprägungen. Es können einige Häutungen vergehen, bis die Tiere wieder in "Form I" sind. Hier seht ihr leider etwas unscharf die weißen Ausprägungen bei einem blauen Floridakrebsweibchen: 

Weisse Ausprägungen bei einem vermehrungsbereiten Weibchen 

 

Die Paarung selbst  läuft ziemlich "unromantisch" ab, meist dreht das Männchen das Weibchen mit Gewalt auf den Rücken. Nicht selten verlieren die Weibchen hierbei auch mal Gliedmaßen, die aber zum Glück wieder nachwachsen. Die Befruchtung der Eier erfolgt erst, wenn das Weibchen die Eier ausstößt. Sie heftet diese an ihre Schwimmfüße (Pleopoden), mit denen sie von nun ab ständig fächelt um ein Verpilzen der Eier durch Sauerstoffzufuhr zu verhindern.

Unbefruchtete oder verpilzte Eier werden vom Weibchen selbst aussortiert. Junge Weibchen brauchen aber manchmal einen Anlauf, um das Pflegen und Sortieren der Eier perfekt und erfolgreich zu schaffen. Daher nicht verzweifeln, wenn der erste Versuch nicht klappt. Meist klappt es dann schon beim zweiten Versuch.

Je nach Alter/Zustand des Weibchens kann sie zwischen 20 und 65 Eier haben. Abhängig von der Temperatur schlüpfen die Babys nach etwa 4 – 5 Wochen. Nun benötigen sie sofort eine Vielzahl von Verstecken und Laub, um nicht dem Hunger ihrer größeren Geschwister zum Opfer zu fallen.

CPO Weibchen können alle 2-3 Monate Eier tragen, wer eine Nachwuchsschwemme befürchtet, sollte daher lieber nur ein Einzeltier oder Tiere gleichen Geschlechts halten.

Ich setze tragende Weibchen in separate Aquarien um, in denen meist nur Posthornschnecken und wenige Neocaridina Garnelen befinden. Hier können sie sich in Ruhe um die Pflege der Eier kümmern.

Nach 3 - 5 Wochen schlüpfen winzige Babys, die sich aber noch bis zu einer Größe von 3-4 mm am Hinterleib ihrer Mutter festhalten und sich dann nach und nach lösen. Nachdem auch das letzte Baby abgesetzt wurde, entferne ich die Mama aus dem Aquarium. Nun sind regelmäßige, kleine Wasserwechsel, viel Laub, Mulm und Verstecke besonders wichtig. Die Jungkrebse häuten sich je nach Futter und Wachstum relativ oft und sind kurz nach der Häutung besonders gefährdet. Filterröhrchen, Stücke einer Japanmatte oder Bruchstücke von feingelochten Ziegelsteinen bieten hier gute Versteckmöglichkeiten. 

Tragendes Weibchen vom Cambarellus patzcuarensis orange

Oranges Zwergkrebs-Weibchen eitragend

CPO Eier

CPO Babys kurz vor dem Absetzen

Hier ein paar Bilder, leider in etwas schlechter Qualität. Leider ohne Makro fotografiert und ich wollte die kleinen auch nicht stressen oder gar umsetzen...

CPO Babys

CPO Babys etwa 1 Tag frei schwimmend

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